Wehrunwürdige, Bewährungsbataillon 999.

  • Neulich kam mir diese, doch etwas besondere Marke unter die Sonde.

    Leider ist der Zustand auch hier mal wieder nicht so dolle, aber ich bin trotzdem froh, sie gefunden zu haben.

    Meine erste Vermutung war, dass es sich hier um eine gewöhnliche Landesschützen-Marke handelt.

    Ein Blick ins Internet bracht schnell die Erkenntnis, das dem nicht so war.


    Die SS Drilewanger und ein zbv 500 waren mir schon bekannt.

    Über das Ersatzbataillon 999 war mir bisher nichts bekannt.

    Umso spannender war es, die Geschichte dahinter zu erfahren.

    Alle diese Bataillone sind Strafbataillone.

    Jeder kann sich vorstellen, was das bedeutet.


    1. Schütz. Ausb. Kp. Schützen Ausbildungs Kompanie

    Ers. Btl. 999 Ersatzbataillon 999


    Genau diese Einheit finden Sie hier wieder.

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    Das Ersatzbataillon 999 wurde am 14. Februar 1943 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg, Wehrkreis V, als Ersatztruppe für die Einheiten 999 (Bewährungstruppe) aufgestellt. Zunächst wurde das Bataillon in zwei Gewehrausbildungskompanien, eine 3. Artillerie-Ausbildungsbatterie, eine 4. gemischte Kompanie und eine 5. Geheimdienst-Ausbildungskompanie aufgeteilt. Am 6. April 1943 wurde das Bataillon zum Ersatz- und Ausbildungsbataillon 999 erweitert. Am 10. Dezember 1943 wurde das Bataillon auf den Truppenübungsplatz Baumholder, Wehrkreis XII verlegt. Hier wurde das Bataillon nun auch als Ersatzbrigade 999 bezeichnet. Im September 1944 wurde die Brigade aufgelöst. Sie bildeten die Einsatzbataillone 999 (als Bautruppe): 1./999, das zuletzt in Koblenz eingesetzt wurde, 2./999, der zuletzt in Mainz eingesetzt wurde, auch Wehrkreis XII, 3./999 und 4. ./999, die beide zuletzt am Oberrhein eingesetzt wurden. Alle Bataillone wurden in Gruppen von 4 Kompanien aufgestellt.


    Die Bewährungsbataillone der Wehrmacht


    Zu Beginn des Krieges wurden Haftstrafen für die Dauer des Krieges zur Bewährung ausgesetzt. Damit sollte verhindert werden, dass den Truppen Personal entgeht und Kriminelle sich militärischen Aktionen entziehen. Der Ort der Kriminellen, deren Verbrechen ausgesetzt wurde, war im Grunde die Front. Dort sollen sie sich beweisen. Da viele Einheiten der Wehrmacht Etappeneinheiten waren, konnte die Bewährung nicht stattfinden, wodurch die Bestrafung selbst ihre Bedeutung verlor.

    In der neunmonatigen Wahlkampfpause nach dem Frankreichfeldzug wurde deshalb für die meisten Täter sofortige Haft angeordnet. Dieser soll zumindest teilweise längere Haftstrafen verbüßen. Die Praxis beraubte die Streitkräfte jedoch einer unverhältnismäßig großen Anzahl von Soldaten, da Tausende im Gefängnis waren. In der Folge füllten sich die Gefängnisse und Zuchthäuser der Wehrmacht mit Soldaten. Viele dieser Soldaten empfanden ihre Bestrafung als unfair, da Kameraden während der Feldzüge weit weniger Strafen erhalten hatten.

    Aus diesem Grund wurde eine Bewährungseinheit geschaffen, in der Soldaten aus allen Teilen der Wehrmacht die Möglichkeit haben sollten, sich an der Front zu beweisen. Die Aussetzung der Strafe zur Bewährung konnte sowohl im Gnadenweg als auch durch unmittelbaren Vollstreckungsbescheid des Gerichtsherrn angeordnet werden. Sie hatte sieben Anforderungen:

    - Der Verurteilte musste sich bis zu der Tat, für die er verurteilt wurde, einwandfrei verhalten haben und durfte nur unbedeutend vorbestraft sein.

    - Die Tat musste ein einmaliges Vergehen sein und nicht auf Charakterlosigkeit beruhen

    - Der Verurteilte musste den ehrlichen Willen haben, sich vor dem Feind zu beweisen und diesen Willen in einem schriftlichen Antrag auf Bewährung zum Ausdruck bringen.

    - Der Verurteilte musste Wehrmachtsangehöriger oder Wehrpflichtiger sein oder als Soldat einsatzfähig sein.

    - Die Strafhaft musste mindestens 6 Monate betragen.

    - Der Verurteilte musste für den Dienst in einem Infanteriebataillon tauglich sein

    - Strafgefangene, deren Strafe in einer Zivilvollzugsanstalt verbüßt wurde, und Häftlinge der Wehrmachtsgefängnisabteilungen mussten eine einmonatige Untersuchung in einem Wehrmachtsgefängnis ablegen.

    Im weiteren Verlauf des Krieges wurden die Anforderungen an die Bewährung in einer Bewährungseinheit immer weiter gesenkt. Schließlich musste ein Soldat nur körperlich und geistig für den Infanterieeinsatz geeignet sein. Bewährungstruppen waren also weder Erziehungs- noch Strafanstalten. Im Gegensatz zu verurteilten Soldaten im Strafvollzug (dh in Justizvollzugsanstalten, Gefangenenabteilungen, Gefängniszügen, Straf- oder Feldstraflagern) waren die sogenannten „Bewährungshelfer“ verurteilte Soldaten, bei denen der Vollzug der Strafe ausgesetzt war durch einen Richter oder eine gerichtliche Anordnung als Gnadenbeweis.

    Als erste Bewährungseinheit wurde das Infanteriebataillon zbV 500 aufgestellt. Die Angehörigen des Bataillons trugen die weißen Kragenspiegel der Infanterie. In der Grundführung vom 21. Dezember 1940 wurde ausdrücklich festgestellt, dass der Dienst in der Bewährungstruppe "Ehrendienst wie jeder andere Wehrdienst" sei. Die Einheit habe "in keiner Weise den Charakter einer Straftruppe". Bei Beförderungen sollte ein strengerer Maßstab angelegt werden, da die Bewährungsstrafe bereits eine Auszeichnung darstellte. Es wurden keine Orden verliehen, nur das Sturmabzeichen, das Verwundetenabzeichen und das Kriegsgedenkabzeichen wurden verliehen. Urlaub gab es erst nach der Frontbewährung.

    1941 wurden die Bewährungsbataillone 540, 550, 560 und 561 aufgestellt und im Osten eingesetzt. Dies waren verstärkte Grenadierbataillone mit drei Schützenkompanien, einer Maschinengewehrkompanie, einer Stabskompanie, einem Jagdzug, einem Panzerabwehrzug und einem Pionierzug. In den Probebataillonen dienten Angehörige aller Teile der Wehrmacht und des Wehrmachtsgefolges. Bis Kriegsende dienten rund 82.000 Soldaten in den Bewährungsbataillonen zbV 500. Die genaue Zahl der Opfer in diesen Bataillonen ist unklar, es wird geschätzt, dass jedes zweite gefallen ist. Mindestens 13 ständige Stabsoffiziere wurden mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.

    Zu den Bewährungsverbänden gehörten außerdem:

    - Special Staff F und 361 Africa Riflemen

    - Feldbataillone zbV der Luftwaffe

    - SS-Sonder- und Sturmtruppen


    Die Assoziationen mit der Zahl 999 hatten einen ganz anderen Hintergrund. In diesen Verbänden dienten Wehrunwürdige, dh entlassene Sträflinge und Häftlinge. Ausgeschlossen waren Homosexuelle, Verräter, Zigeuner und Juden. Ziel dieser Einheit war es, dafür zu sorgen, dass verurteilte Kriminelle nicht sicher im Gefängnis festgehalten wurden, während die Soldaten an der Front starben. Zunächst wurden diese Männer in der Afrika-Brigade 999 und in Afrika zusammengefasst.


    Gruß AB45

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    Unsere Mütter, unsere Väter


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    Den ganzen Artikel findet ihr hier:


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    Nach zwei Jahren, Ende September 1944, erließ Himmler vermutlich einen geheimen Erlass, dass für die 999 Bataillone keine Rekrutierung mehr erfolgen sollte. Seine SS habe diese Einheit immer mit Argwohn betrachtet, weil sie, so Klausch, "die direkte Kontrolle über eine große Zahl politischer Gegner und mutmaßlicher und tatsächlicher Verbrecher verloren hatte".

    Damals bekleideten 999 Soldaten verschiedene Posten, kämpften gegen Partisanen und an vorderster Front bei den Baupionieren oder in der Küstensicherheit. Es war auch geplant, sie zur Verteidigung der strategisch wichtigen Balearen im Falle eines möglichen Angriffs der Alliierten auf Spanien einzusetzen.

    Etwa die Hälfte der ehemals Wehrdienstunwürdigen überlebte den Krieg nicht. Ihr Schicksal war den meisten gleichgültig, für viele blieben sie über das Ende hinaus Verbrecher.

    In einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager haben Hitler-treue Soldaten einen 999 aus Leipzig als "Feind des Großdeutschen Reiches" mit schweren Porzellantassen zu Tode gesteinigt. Auf eins

    Auf dem Friedhof nördlich des pfälzischen Baumholder wurden die Leichen von 999ern umgebettet, weil sie zu nah an den Gräbern verstorbener Dorfbewohner lagen.

    Zwischen den beiden Reihen wurden Fichten gepflanzt - als Trennlinie »4 mtr. breit".

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